Banner Wissensseiten

So führen Sie eine energetische Bewertung ISO 50001 durch!

Bei der Durchführung der energetischen Bewertung ist zu unterscheiden zwischen der erstmaligen Bestandsaufnahme, die die Daten mehrerer (mindestens drei) Jahre aus der Vergangenheit umfasst und der jährlichen Fortschreibung. Die Methodik ist jedoch die Gleiche. Bei der Planung unterstützt Sie die Prozessbeschreibung Energetische Bewertung. Die energetische Bewertung als Bestandsaufnahme dient dazu, Ihnen einen detaillierten Überblick über den Energieverbrauch in Ihrem Unternehmen zu geben, die Bereiche mit bedeutendem Energieeinsatz zu identifizieren und in diesen die energetische Leistung durch einen Vergleich des gegenwärtigen Zustands mit dem Stand der Technik bezüglich Energieeffizienz detailliert zu bewerten. Daraus ergibt sich auch ein Überblick über die Rangfolge der Möglichkeiten zur Verbesserung der energetischen Leistung: Je bedeutsamer ein Energieeinsatz und je schlechter die aktuelle energetische Leistung, desto dringlicher sind aus der Sicht des Energiemanagements hier Maßnahmen.


Durchführung der Bestandsaufnahme für die energetische Bewertung ISO 50001

Da die Bestandsaufnahme die Grundlage für die angestrebte Steigerung der Energieeffizienz ist, lohnt sich hier große Sorgfalt bei der Durchführung besonders. Andererseits wird die Grenze der Auflösung vom Aufwand und den Mess- kosten besetzt, die den Nutzen nicht übertreffen sollen. Daher wird hier ein zweistufiges Verfahren mit einer Grob- und Feinanalyse eingesetzt, bei dem die Grobanalyse dazu dient, die Bereiche mit wesentlichem Energieeinsatz zu identifizieren und die Feinanalyse dazu, für die wesentlichen Energieverbraucher weitere Informationen zu sammeln. DIN EN ISO 50001 fordert, dass man die Methodik und Kriterien der energetischen Bewertung dokumentiert und die Ergebnisse aufzeichnet.  Dabei sollten Sie die folgenden Vorlagen für Ihr Energiemanagementsystem erstellen:

  • Prozessbeschreibung Energetische Bewertung: Legt Verantwortlichkeiten fest und beschreibt die Durchführung (Methodik und Kriterien) der energetischen Bewertung.
  • Energiebericht: Im Energiebericht zeichnen Sie die Ergebnisse in Excel-Arbeitsblättern strukturiert auf.

Die Arbeitsblätter müssen stets an die Bedürfnisse Ihres Unternehmens angepasst werden! Der Energiebericht wird bei der Einführung des Energiemanagementsystems erstmals erstellt und anschließend jährlich fortgeschrieben. Die in ihm enthaltenen Bewertungen der energetischen Leistung und die daraus abgeleitete Rangfolge der Maßnahmen zur Verbesserung der energetischen Leistung sind ggf. nach wesentlichen Änderungen auch zwischendurch zu aktualisieren. Bei der ersten Bestandsaufnahme sollte die Datenerfassung, wie oben erwähnt, mindestens die letzten drei abgelaufenen Geschäfts- oder Kalenderjahre umfassen. Bei den jährlichen Fortschreibungen wird diese jeweils um ein weiteres Geschäfts-/Kalenderjahr ergänzt. Um abzugrenzen, welche Daten sie überhaupt sammeln müssen, folgt zunächst die Festlegung und Dokumentation der Systemgrenzen.


Systemgrenzen festlegen und dokumentieren – 1. Schritt der energetischen Bewertung

Die Systemgrenzen werden in der Regel zunächst die Übergabepunkte ihrer Energieversorger bzw. -lieferanten sein. Komplizierter wird es mit dem Treibstoffen: üblicherweise werden auch die betrieblichen bedingten Transporte wie Materialanlieferung und Produktauslieferung mit eingeschlossen; dies erfordert aber in manchen Unternehmen eine Kooperation mit externen Transporteuren.  In Zusammenhang damit sollte auch entschieden werden, ob die Wege der Mitarbeiter zur Arbeitsstätte mit in das System einbezogen werden oder nicht. Die Systemgrenzen der Bestandsaufnahme sollten in jedem Fall mit dem Anwendungsbereich des Energiemanagementsystems (siehe Einführung Energiemanagementsystem ISO 50001 Schritt 3) übereinstimmen. Ist dies nicht der Fall, sollten diese noch einmal überdacht und ggf. geändert werden.


Aufgliederung des Betriebes in Untersuchungsabschnitte – 2. Schritt bei der energetischen Bewertung

Für eine bessere Durchführbarkeit sollte der Betrieb für die Bestandsaufnahme in sinnvolle Bereiche aufgeteilt werden. Dies können z.B.:

  • Hallen oder Gebäude
  • Produktionsprozesse und/oder
  • Energiesysteme (Strom, Druckluft, Heizung, …)

sein. In der Regel bietet sich eine Kombination aus Energiesystemen mit Gebäuden und/oder Produktionsprozessen an. Bei der Festlegung sollten Sie auf die bestehende Zählerstruktur achten: jeder Bereich sollte getrennt erfassbar sein.

Passend für Sie

 

Datenerfassung – 3. Schritt bei der energetischen Bewertung

Das Vorgehen zur Datenerfassung sollte in einer Prozessbeschreibung zur Energetische Bewertung beschrieben werden. Dabei können zum einen bereits vorhandene Daten gesichtet und übernommen werden, zum anderen müssen Daten gezielt durch eine Begehung bzw. durch Messungen ermittelt dies sollte sorgfältig geplant werden, damit es auch spätere Anforderungen an die Messung und Überwachung ihres Energieverbrauchs erfüllt; geklärt werden sollte dabei auch die Frage, ob Messeinrichtungen von Personal abgelesen oder besser automatisch erfasst werden sollten. Im Zweifelsfall schätzen Sie ungenau erfassbare Energieverbräuche bei der ersten energetischen Bewertung erst einmal und nehmen den Aufbau einer besseren Datenerfassung im Rahmen eines operatives Energieziels in die Durchführungsphase mit. Alternativ können Sie auch für die Datenerfassung externe Dienstleister nutzen, die über entsprechende Messtechnik verfügen.


Ermittlung möglicher Energieeffizienzmaßnahmen – 4. Schritt bei der energetischen Bewertung

Die Bewertung der energetischen Leistung bei der Feinanalyse der bedeutenden Energieverbraucher erfolgt anhand eines Vergleichs mit dem Stand energieeffizienter Techniken. Wenn dieser im Unternehmen nicht bekannt ist, kann bei seiner Ermittlung beispielsweise das BVT-Merkblatt Energieeffizienz oder andere, branchenspezifische BVT-Merkblätter helfen. Hierbei kann Ihnen auch ein fachkundiger Energieberater gute Dienste leisten. Mögliche Energieeffizienzmaßnahmen umfassen sowohl technische Maßnahmen (die Investitionen erfordern) als auch organisatorische Maßnahmen, um effiziente Energienutzung in den betrieblichen Abläufen zu verankern.


Bereiche der energetischen Leistung

Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz und/oder zur Kosteneinsparung finden sich in allen Bereichen der energetischen Leistung:

Energieeinsatz:
Können Sie eingesetzte Energieträger durch preiswertere oder umweltfreundlichere Alternativen ersetzen? Sind die Bezugsverträge optimal gestaltet? Können Sie den Leistungseinsatz optimieren (Abwurf von Spitzenlasten)? Ist es Ihnen möglich, die benötigte Energie selbst preiswerter zu erzeugen (z.B. durch gleichzeitige Erzeugung von Strom und Wärme durch Kraft-Wärme-Koppelung)? Können Sie Energie mehrfach einsetzen (z.B. durch Wärmerückgewinnung)?

Energieverbrauch/Energieeffizienz – organisatorische Maßnahmen für die energetische Bewertung:
Einen hohen Wirkungsgrad beim Kauf von Anlagen und Geräten sowie die Berücksichtigung der Lebenszykluskosten als Entscheidungskriterium bei Investitionsentscheidungen und im Beschaffungsprozess verankern; Optimierung von Betriebszeiten, um Leerlaufverluste zu verringern; optimierte Regelung/ Steuerung – Anpassen von Druck, Temperaturen, Lüftung etc. an den Bedarf, bedarfsgerechte Schaltung von Beleuchtungsgruppen, tageslichtabhängige Beleuchtungsregelung etc.; Unterweisungen und Motivierung zu energieeffizientem Verhalten – Stoßlüftung, Ausschalten nicht benötigter Anlagen, Geräte und Beleuchtung, Nutzung von Stand-by-Betrieb, z.B. bei Bürogeräten – und Überwachung der Umsetzung; regelmäßige Wartung energierelevanter Anlagen;…

Energieverbrauch/Energieeffizienz – technische Maßnahmen für die energetische Bewertung:
Die möglichen technischen Maßnahmen zur Verringerung des Energieverbrauchs und zur Verbesserung der Energieeffizienz unterscheiden sich je nach Branche erheblich voneinander. In produzierenden Unternehmen wird aber oft der Löwenanteil des Energieverbrauchs für die Erzeugung von Prozesswärme und für Maschinenantriebe verwendet. Auch Druckluft- und Kälteerzeugung gibt es in vielen Unternehmen; und Beleuchtung und Gebäudeheizung finden sich fast überall wieder.

Einteilung der technischen Maßnahmen

Optimierung der Produktionsverfahren & -anlagen, z.B.

  • Wärmerückgewinnung an Lüftungs-, Druckluft-, Klima- und Produktionsanlagen
  • Änderung der Produktionsverfahren (so wird beispielsweise in der Zementproduktion dem Zementklinker andere Stoffe wie der bei der Roheisenerzeugung in Hochöfen anfallende Hüttensand beigemischt, um den Energieverbrauch der Zementproduktion zu verringern)

Verringerung der Verluste in der Energieverteilung, z.B. durch:

  • Maßnahmen zur Leckagereduzierung im Druckluftnetz und (Instandhaltung der) Wärmeisolierung von Dampfkesseln und des Verteilernetzes

Verbesserung des Wirkungsgrads genutzter Technologien, z.B. durch

  • Nutzung energieeffizienter, regelbarer und nicht überdimensionierter Motoren für Maschinenantriebe, Ventilatoren und Pumpen.

Priorisierung möglicher Energieeffizienzmaßnahmen – 5. Schritt der energetischen Bewertung

Zur Bewertung der Einsparpotenziale aus energetischer Sicht unter Berücksichtigung ihrer Wirtschaftlichkeit ist eine statische Amortisationsrechnung vorgegeben. Diese dient jedoch noch nicht als endgültige Festlegung der Ziele und Maßnahmen, da bei diesen weitere Kriterien, etwa finanzielle und betriebliche Randbedingungen, zu beachten sind, dies kann in der Regel nicht das Energieteam entscheiden. Die Amortisationsrechnung sollte durch die in Ihrem Unternehmen üblichen Verfahren zur Investitionsbeurteilung ersetzt oder ergänzt werden. Auch bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung können Sie anstelle der Investitionskosten und Energiekosteneinsparungen die vollständigen Lebenszykluskosten betrachten. Berücksichtigen Sie bei den Investitionskosten technischer Maßnahmen auch öffentliche Fördermittel für Energieeffizienzmaßnahmen. Informationen über die Förderprogramme finden Sie immer aktuell bei der Förderdatenbank des Bundes und dem Förderkompass Energie des Informationsdienst BINE . Interessant, insbesondere für KMU, können auch die Kreditprogramme der KfW sein.


Ihre Ansprechpartnerin bei Fragen zum Energiemanagement ISO 50001

Ansprechpartnerin der VOREST AG Kati Schäfer

Sie haben Fragen oder wünschen ein Angebot, z.B. für eine individuelle Inhouse Schulung oder Beratung? Ich helfe Ihnen gerne weiter!

Kati Schäfer
Telefon: 07231.922391-0
E-Mail: kschaefer@vorest-ag.de

Ihre Anfrage

 


Hintergrundwissen

Bei der Einführung eines Energiemanagementsystems können Ihnen zwei Arten von Beratern zur Seite stehen – Berater, die sich mit Managementsystem auskennen, und Energieberater. Der Erste hilft Ihnen beim Aufbau des Managementsystems, steht Ihnen also bei der Umsetzung dieser To Do Liste mit Rat und Tat zur Seite. Entscheidend für die Auswahl sind seine Erfahrungen mit der Einführung von Managementsystemen – nicht nur von Energie-, sondern auch von Qualitäts-, Umwelt- oder Arbeitsschutzmanagementsystemen. Davon zu unterscheiden sind Energieberater, die Ihnen als Fachleute bei der Identifizierung von Einsparpotenzialen dienen, indem sie zum Beispiel Abläufe der Wärme- und Dampferzeugung, Bereitstellung von Kälte, Dimensionierung von Antrieben, Möglichkeiten der Wärmerückgewinnung etc., also die technische Seite des Energieverbrauchs untersuchen.

Diese Energieberatung ist in der VDI-Richtlinie 3492:1998 „Energieberatung für Industrie und Gewerbe“ beschrieben. Die Bezeichnung „Energieberater“ ist nicht geschützt, bei der Auswahl helfen Ihnen sowohl der Berater für das Managementsystem als auch Internetseiten, etwa die Beraterbörse der KfW ; nach „Energieberatung“ suchen) oder Ihrer regionalen Energieagentur. Noch einen Schritt weiter geht übrigens eine weitere Energiedienstleistung: das Energie-Contracting. Hier übernimmt der Dienstleister Planung, Finanzierung und Betrieb von Anlagen oder die Energielieferung ganz, der Kunde kann sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren. Neben dem Anlagen- bzw. Liefer-Contracting gibt es auch Energiespar-Contracting, wo der Dienstleister Anlagen energetisch optimiert. Dieses Verfahren ist immer dann interessant, wenn das Unternehmen selbst nicht über ausreichend Kapital oder Know-how besitzt, um identifizierten Handlungsbedarf umzusetzen. Contracting-Projekte sollten aber gut vorbereitet sein, hierbei hilft zum Beispiel der Leitfaden Contracting der EnergieAgentur NRW.


Energetische Ausgangsbasis und Energieleistungskennzahlen festlegen (ISO 50001 4.4.4)

Energetische Ausgangsbasis für die Energetische Bewertung ISO 50001
Überlegen Sie, was für Ihr Unternehmen eine geeignete energetische Ausgangsbasis ist. Oft wird dies das letzte abgeschlossene Geschäftsjahr vor der Einführung des Energiemanagementsystems sein; aber manchmal können Abweichungen geboten sein: Wenn beispielsweise in einer Selbstverpflichtung zur Verminderung der Emission von Treibhausgasen ein anderes Ausgangsjahr als Basis gilt, könnte dies auch als Ausgangsbasis für das Energiemanagementsystem in Frage kommen. Wenn der Energieverbrauch im Jahresverlauf stark schwank, sollte kein Jahres-, sondern die einzelnen Monatswerte genommen werden. Gefordert ist weiter, dass die energetische Ausgangsbasis angepasst wird, wenn wesentliche Veränderungen in Prozessen oder Energiesystemen vorgenommen wurden oder die Leistungskennzahlen nicht länger den Energieeinsatz bzw. –verbrauch widerspiegeln (was oftmals auch auf Veränderungen zurückgehen dürfte…). Sie muss außerdem aufgezeichnet werden.

Energieleistungskennzahlen für die Energetische Bewertung ISO 50001
Für die Überwachung der energetischen Leistung sind oftmals absolute Energieverbräuche nicht ausreichend; die Energieeffizienz setzt beispielsweise die Verbräuche in ein Verhältnis zu erbrachten Leistung, wie Umsatz, Anzahl oder Gewicht der produzierten Einheiten oder Anzahl der Mitarbeiter. Oft sind Energieleistungskennzahlen besser als absolute Werte dazu geeignet, die Überwachung und Messung der energiebezogenen Leistung zu erleichtern und zu verbessern. Welche Kennzahlen sinnvoll sind, muss individuell festgelegt werden; die Methodik zu ihrer Bestimmung und Aktualisierung muss man aber aufzeichnen. Die Auswertung der Kennzahlen, zu der obligatorisch der Vergleich mit der energetischen Ausgangsbasis gehört, sollte in einer separaten Prozessbeschreibung beschrieben werden.

Ihre Energiemanagement Ausbildung

Alle Ausbildungsinfos zum direkten Download

Sie möchten sich im Bereich Energiemanagement ausbilden?
Wir haben zahlreiche Schulungen in unserem Ausbildungsprogramm – bspw. in den Bereichen Qualitätsmanagement, Automotive, Energie, Umwelt und viele mehr! Schauen Sie sich in unserem PDF-Katalog um und suchen Sie den für Sie passenden Fachbereich aus!

Dabei haben Sie bereits heute bei vielen Schulungen die Wahl zwischen: Präsenzschulung, Virtual Classroom, E-Learning oder Blended Learning!

Popup-Banner-Katalog